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Computer und ich


Ich war im Gymnasium nirgends besonders gut - ausser vielleicht in Biologie, das hat mich sehr interessiert. Jedenfalls begann ich eher unterdurchschnittlich und schloss die Schule durchschnittlich ab ;-) . Meine besondere Achillesferse war Mathematik. Die meiste Zeit hatte ich keine Ahnung, was ich da wozu lernen sollte. Aber ich spielte gerne Schach und bekam zu Weihnachten von meinen Eltern einen Schach-Computer. Mich interessierte, wie diese technischen Dinger, die man auch selbst programmieren konnte, funktionieren. Angeblich brauchte man aber dafür ein besonderes mathematisches Verständnis, um Programmieren lernen zu können. Hm, hatte ich nicht, ging aber trotzdem.

Pocket-Computer


Mit dem Pocket-Computer  von Sharp brachte ich mir selbst Basic programmieren bei. Dazu gab es schon einen kleinen Drucker, der auf Thermopapier Ergebnisse ausgeben konnte. So berechnete ich zum Beispiel die drei Kurven des Biorhythmus und gab das auf dem Papierstreifen aus. Da der Speicher des Rechners mit 4 Kilobyte sehr begrenzt war, konnte man Programme auf Audio-Kasetten speichern und von dort auch wieder laden.

Die erste selbstentworfene Anwendung war ein Schlachten-Simulator-Programm für das Brettspiel Risiko, denn das Würfeln bei mehr als hundert Armeen war ganz schön nerv-tötend. Meine Freunde waren ziemlich beeindruckt - aber auch skeptisch, ob das denn mit rechten Dingen zuging. Zum Glück gab es ja den "Rechenstreifen", der die Nachvollziehbarkeit und Kontrolle erleichterte. Aber bald stieß ich mit den Pocket-Computer an meine Grenzen und die Sehnsucht nach einen Commodore - das Non-Plus-Ultra zu dieser Zeit - wurde immer stärker.

Darauf folgte der Commodore 64 mit Floppy und Drucker.


Der Commodore 64 war natürlich im Vergleich zu dem Pocket-Computer ein wahres Technik-Wunder. Bild und Ton wurden auf dem Fernseher ausgegeben, die Programme mit dem Laufwerk auf Floppy-Disks gespeichert und der Drucker war ein Neun-Nadel-Drucker der Firma Star mit schwarzem Farbband.

Eine Zeit lang befand ich mich mit diesem Gerät im Computer-Himmel. Was es da alles zu entdecken und lernen gab. Um besser Basic programmieren zu können beschaffte ich mir Simons' Basic als Modul und analysierte Conways Game of Life um es dann umzusetzen. Was für ein Feeling, als sich die Punkte endlich richtig über den Bildschirm bewegten.
Mit GEOS gab es ein 'Office'-Programm, mit dem man Texte und Grafiken zu ansehnlichen Werken kombinieren konnte. Ich liebte die verschiedenen Schriftarten und korrespondierte dementsprechend häufig mit solch formatierten Briefen ;-).

Denn Internet gabs noch nicht - jedenfalls für Normalsterbliche wie mich. Snail-Mail, also die Brief-Post, war immer noch der bevorzugte Weg für den Informationsaustausch.

Mit Hilfe des C64 machte ich mich mit grundlegenden Techniken vertraut und lernte auch die eigentliche "Maschinensprache" der Computer - Assembler -  kennen. Aber auch hier stellte sich bald heraus, dass 38 Kilobyte Speicher doch etwas einschränkend sind. Zumal Freunde von mir mittlerweile richtige Personal-Computer hatten - manche sogar mit Windows 1.0 ;-)

DOS war mein nächster Schritt


Die Firma Niedermayer - ein Elektronikhändler - machte ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte: Der Olivetti m15 Laptop um nur 8.000,- ÖS. Der C64 hatte mich noch 24.000,- ÖS gekostet ! Und dazu gabs zwei fette Handbücher als Ringordner: DOS 3.2 und GW-Basic. Die Handbücher waren erstklassig, in deutsch und wirklich gut verständlich. So konnte ich mit nichts anderem als dem Laptop, ein paar Disketten und den Handbüchern die IBM-kompatible Welt erkunden.

Festplatte hatte der 80C86 noch keine, sondern zwei 720 KByte Diskettenlaufwerke. Mit 512 KByte Hauptspeicher war er für damalige Zwecke reichlich ausgestattet. Das LCD-Display hatte neben der 80 x 25 Zeichen auch eine Grafik-Auflösung von 320x200, was dem Grafikstandard CGA entsprach. Farben wurden in Grauwerte übersetzt - mehr recht als schlecht.

Mit diesem PC eröffnete sich mir eine ganz neue Welt. Ja, mit dem C64 konnte man auch einiges machen - Spiele waren sogar unterhaltsamer und besser umgesetzt - aber die Anzahl der nun verfügbaren Software überstieg die des C64 um das zig-fache. Ausserdem war ich jetzt mobil ! Ich konnte den Laptop ins Büro mitnehmen - als Schreibmaschinen-Ersatz, aber auch um die dortige Infrastruktur nutzen zu können.

Gemeint ist die Telefonleitung. Denn mittlerweile gab es eine weltweite Kultur der Bulletin-Boards. Das waren PCs, die mit einer entsprechenden Software (genannt "Schwarze Bretter" = Bulletin Boards)  ausgestattet und per Telefonleitung anwählbar waren. Man konnte den eigenen PC mit dem BBS-Computer verbinden und dann Nachrichten, Diskussionsforen oder Software-Downloads abrufen bzw. hochladen. Alles mit einer atemberaubenden Daten-Fern-Übertragungs-Geschwindigkeit von 300 Zeichen in der Sekunde - so schnell war mein erster Akustikkoppler / DFÜ-Modem.

Da gab es beispielsweise das Fido-Net, das war ein Zusammenschluss der BBS-PCs, die sich mittels eines Systems von Haupt- und Nebenknoten vernetzten, so dass ein Benutzer des Knoten "X" in den USA einer Benutzerin des Knoten "Y" in Österreich Nachrichten senden konnte - was nichts anderes als E-Mails waren. Allerdings dauerte das damals noch einige Tage, da sich die Computer-Knoten gegenseitig anrufen und ihre Inhalte abgleichen mussten.

Es gab auch kommerzielle Versuche, die aufkommende Kommunikationsfähigkeit der PCs zu nutzen. BTX von der Post war zum Beispiel so ein Versuch.

Aber die dazu notwendigen Telefonverbindungen waren trotz Ortstarif sehr teuer und die "Standard-Verbindung" waren 1275 Baud down und 300 Baud up-Stream - elends langsam und unpraktisch. Die Modems wurden immer schneller und billiger, die Zugänge der Telefonleitungen konnte man mehr oder weniger ungestraft "anzapfen" - die Post resignierte irgendwann ob der Flut der Geräte, die da Informationen pfeifend austauschten - und BTX blieb so lahm und teuer wie eh und je. Der Versuch mit eigenen Geräten (Mupid) die Kunden zu gewinnen, ging ebenfalls schief.

Wie auch immer, ich lernte DOS und nunmehr GW-Basic intensiv kennen und konnte bald eigene Ideen umsetzen. Der Norton Commander war die Kommandozentrale, aus der heraus die meisten Programme gestartet wurden.

Bei dieser Gelegenheit gingen mir auch hin und wieder ein paar Lichter auf, was den praktischen Nutzen von Mathematik anbelangte. Zum Beispiel begriff ich erst, als ich einen Kreis von meinem Basic-Programm auf den Bildschirm nachzeichnen lassen wollte, wozu die Kreisgleichung zu gebrauchen ist. Naja besser spät als nie.

Diese intensive Phase von damals hat sich so sehr bei mir eingeprägt, dass ich bis heute funktional und mehr oder weniger in Basic-Befehlen "denke". Zwar kann ich die dann in C# oder Python übersetzen, aber prinzipiell ist es einmal "basic". Wahrscheinlich stammt von damals meine Abneigung gegen "objektorientiert". Ja, ich weiss, "Vererbung", "Kapselung" etc. - egal es ist nicht meins und ich mag es eben nicht.

Und ich habe mich ehrlich bemüht ! Ich habe Turbo C und nachher C++ gekauft (!) und mich damit auseinander gesetzt. Ich habe bei der Gelegenheit auch Minix als Disketten-System erworben und ausprobiert - war ja in C geschrieben. Mein Herz blieb aber bei Basic, und wenn's schnell gehen sollte, hackte ich eben was in Quick-Basic zusammen.

Nächste Etappe: 386DX


Als Standgerät für meine neue Wohnung habe ich mir ein ASUS Motherboard mit 8 Megabyte Hauptspeicher für Windows 3.1 geleistet. Das Mainboard hab ich immer noch, denn es kostete mich damals 28.000,- ÖS - meinen damaligen Monatslohn.

Die Verbindung nach aussen bewerkstelligte immer noch ein Modem, jetzt aber mit 14400 Baud und sehr komfortabler (Makro-)Steuerung. Ich leistete mir nun auch einen Zugang zum Usenet, dem damaligen Vorläufer zum Internet, der aber bis heute - als Tauschbörse - überlebt hat. Das Usenet bot noch keine Internetseiten, aber jede Menge Benutzergruppen bzw. Diskussionsforen und ich bekam vom Provider sogar einen eigenen Mail-Account.

Neben Windows konnte mein Standgerät auch Unix: Coherent. Mittels UUCP-Protokoll holte ich mir die Nachrichten vom Usenet und las bzw. beantwortete sie offline. Das eröffnete wieder neue Horizonte, man konnte mit Gleichgesinnten quer durch Europa kommunizieren und bekam manchmal noch am gleichen Tag eine Antwort, wow ;-).

Mit Windows 3.1 (Auflösung am Monitor: EGA) wurden die Gestaltungsmöglichkeiten für Korrespondenzen, Tabellen und Grafiken durch die Office-Programme um ein Vielfaches erweitert. Und mit einem 24-Nadeldrucker von Epson, war der Output auf Papier zwar immer noch grau/schwarz/weiss, aber dafür schon in beachtlicher Qualität und Schärfe verfügbar.

Elektronisch wurden Infos wie eh und je per Fax übermittelt. Das beherrschten mittlerweile auch die Modems - aktiv und passiv.

In Punkto Programmierung entwickele sich mit dem Betriebssystem natürlich auch die Softwareentwicklung weiter. Visual Basic 3 war damals meine erste Wahl. Das Prinzip war schon damals das gleiche wie heute: Oberfläche zusammenklicken, dazugehörige Routinen implementieren, fertig. Mein Hobby, damals EDV (elektronische Datenverarbeitung) genannt, machte ich zum Beruf. Das hatte wie alles seine Vor- und Nachteile.

Vorteil war, dass ich nun Zugriff auf neuestes Equipment und vor allem auf die Infrastruktur hatte. Ein Zugang zu Compuserve um hinein ins sich entfaltende World Wide Web zu gelangen, war teuer. In der Firma kostete es mich nichts und ich benötigte es beruflich ohnehin - musste also nicht mal ein schlechtes Gewissen haben.

Viele meiner Kollegen waren so begeistert wie ich und hatten jede Menge Programme zum 'Ausprobieren'. Kopierschutz war damals noch kaum ein Thema und wenn, dann gab es ohnehin einen Dongle - ein Stecker, den man an die serielle (da hing üblicherweise die Maus dran) oder parallele Schnittstelle (die war für Drucker bzw. Scanner gedacht) anstecken musste, damit ein Programm startete. Alle andern Versuche die Software abzusichern waren eher leicht zu 'beheben' - zB. Prüfroutinen in Shareware-Programmen konnten Nerds meist mit ein paar gut platzierten NOP-Befehlen in Maschinensprache ausser Kraft setzen.

Microsoft selbst war damals noch auf Expansionskurs und keineswegs so unbestritten wie heute. Es gab alternative Betriebssysteme wie zB. IBMs OS/2 und in großen EDV-lastigen Firmen waren noch Großrechner mit Terminals für jeden Benutzer Usus - ein Vorläufer des heutigen Cloud-Computings ;-). Deshalb machte es einem Microsoft überhaupt nicht schwer, Kopien seiner Programme zu verteilen und zu installieren.

Es gab aber auch Nachteile, als ich mein Hobby zum Beruf machte. Ich hatte nun EDV-Systeme zu entwerfen bzw. zu implementieren, die gewissen Vorgaben entsprechen mussten. Seien dies nun 'Standards' oder 'Strategie'-Aspekte, alles Rahmenbedingungen, die die eigene Kreativität einschränkten.

Apropos Kreativität. Während meiner Ausbildung zum Software Engineer bekam ich immer wieder zu hören, dass Software Engineering keine 'Künstler' sondern 'Handwerker' benötigt. Man wollte wohl die Nachvollziehbarkeit der Programme betonen. Aber ich muss wenigstens hier widersprechen !

Gute Software braucht jede Menge Kreativität und vorausschauende Lösungen. Ich hatte leider allzu oft mit 'Handwerkern' zu tun: sie tun, was sie tun müssen, aber auch keinen Handstreich mehr. Ist ja auch im Sinne des jeweiligen Arbeitgebers, denn würde er bzw. sie vorausschauende, flexible und generelle Lösungen anstreben bzw. implementieren, dann würde ja der Chef weniger verdienen. Also ja, ich meine, wir brauchen jede Menge kreative Menschen im Software-Bereich, die über ihren Tellerrand hinausschauen, das Ganze nicht aus den Augen verlieren und nachhaltige, elegante Lösungen erschaffen - Künstler auf diesem Gebiet eben.

Weitere Nachteile ergaben sich im Laufe der Jahre. Meine Tätigkeit entfernte sich immer mehr von der Praxis (=Implementierung) hin zur Theorie (=Projektmanagement). Auf die Dauer eine ziemlich unbefriedigende Art seinem 'Hobby' zu frönen ;-). Deshalb verbringe ich auch anders wie viele meiner Kollegen die Freizeit immer noch mit Soft- und Hardwarebasteleien.

Mobiles Büro - mein erster Thinkpad


Das war definitiv  einer der Vorteile meines Berufs:  Ich konnte aktuelle Geräte nutzen. Und so bekam ich meinen ersten IBM Thinkpad 600e mit Pentium II. Es war Liebe auf den ersten Blick ;-). Ich kaufte ihn nach Auslaufen der Wartung meiner Firma ab und er läuft nach mehr als 20 Jahren immer noch. Es ist meine DOS 6.2, Windows 3.11 Referenz-Maschine: Windows 3.11 for Workgroups mit Ethernet-LAN-Netzwerkunterstützung (Xircom PCMCIA-Karte) und USB 1.1 Konnektivität. Zusätzlich hatte der Thinkpad damals noch standardmäßig eine wirklich praktische Schnittstelle: Infrarot IrDA. Diese Schnittstelle hatten viele 'mobile' Geräte zu der Zeit, wie zB Handys und Handhelds. Bluetooth kam ja erst Ende der 90er-Jahre.

Ich war mittlerweile ebenfalls im mobilen Zeitalter angekommen. Mein erstes Dienst-Handy m35i von Siemens, kombinierte ich mit meinen Palm Pilot und konnte so im Zug online Zeitung lesen - zwar nur den Text, aber das reichte schon. Die Handys von dieser Zeit hatten einem 'Modem'-Modus, mit dem man tatsächlich so wie mit einem stationären Modem zuhause, Nummern anrufen und dann via serieller Schnittstelle eine Internetverbindung herstellen konnte. Also Kabel anstecken, Modem wählen lassen und los gehts - DFÜ eben. Dieses Feature haben heutige Smartphones auch - man nennt es Thetering, aber es funktioniert heute entweder transparent über WLAN oder über USB des PCs, beides ohne extra Einwahl-Nummer.

Zu diesem Zeitpunkt war ich beruflich und privat so vereinnahmt, dass ich kaum noch Zeit hatte, richtig zu programmieren. Hin und wieder ein Programm zur Text-Konvertierung, aber sonst nichts wirklich Kreatives.

Die EDV wurde zur IT (Informationstechnologie) und das sah man auch den Geräten an. Handhelds und Handys wuchsen zu Smartphones zusammen. Das Internet kam über die Telefonleitung nunmehr ohne extra Bastelarbeiten ins Haus. Die Telefongebühren der Festnetzverbindungen sanken, denn es gab ja nun den Mobilfunk, wo man die Leute schröpfen konnte. Ich erinnere mich, dass die SMS anfangs kostenfrei waren, da sie den Providern ohnehin keine Zusatzkosten verursachten. Aber sobald die Leute auf den Geschmack kamen und lieber SMS sandten als zu reden - da wurde dieser Dienst plötzlich kostenpflichtig. Der Vorteil war, Festnetz wurde billiger und somit auch das Internet. Zwar war man vom Volumen her rückblickend ziemlich eingeschränkt - aber die Daten, die man hin und her schickte, waren im Verhältnis ebenso gering.

Always online: P800


Ja die Veränderungen gingen nun rascher voran: aus Windows 3.1 wurde Windows NT und schließlich Windows XP. Ich hatte in der Zwischenzeit einen Thinkpad T40, die Grafikauflösung war nun XGA und die Festplatten umfassten bereits ettliche Gigabyte. Im Mobilfunkt kam UMTS als neuer schneller Standard und je schneller die Leitungen, desto größer die Datenmengen, die man täglich geschickt bekam.

Als das P800 von Sony herauskam, dachte ich, das wäre die gelungene Symbiose von Mobiltelefon und Handheld. Dazu die Integrierte Datenleitung übers Funknetz - es war alles da. Sony war seiner Zeit wieder mal einen Schritt zu weit voraus, denn die Technik hinkte der Vision spürbar hinterher. Vorallem der Internetzugang über einen Symbian-Internet-Browser, der diesen Namen kaum verdiente, machte surfen zur Pein. Zwar kam dann auch Opera auf diese Plattform, aber da waren schon zu viele Benutzer vergrämt.

Ich mag SONY an sich. Das war eine Firma, die sich was traute - selbst auf die Gefahr hin, dass es nicht so klappt, wie gedacht. Aber so innovativ die Hardware-Abteilung von SONY manchmal ist, so lasch ist offensichtlich die Software-Unterstützung. Das P800 war genial - das Symbian, das darauf lief nicht. Aber anstatt es in die Hand zu nehmen und selbst zu verbessern, hoffte SONY, dass Nokia - der Hauptentwickler von Symbian - es bald besser macht. Und so verstrich wertvolle Zeit, in der Microsoft, Apple und schließlich Google ihre besseren Smartphones auf den Markt brachten. Zwar lieferte SONY auch für Windows und Android Geräte aus - aber die anfängliche Chance, den Markt in eine - vielleicht buntere - Zukunft zu bewegen, haben die Japaner versäumt.

Napster Sprung zum mp3


Mit dem P800 war es zwar schon möglich, aber die Speichermedien waren für den täglichen Gebrauch noch zu klein: Musik am Handy hören. Die Generation Walkman war es ja schon gewohnt, mit Kopfhörer unterwegs Musik zu hören. Die dazu notwendigen Musik-Tonband-Kasetten kaufte man sich, oder - noch besser - nahm mit dem Radio oder dem Plattenspieler die Lieblingslieder selbst auf. Das war auch ganz legal, denn dafür wurde bereits im Voraus auf den Preis jeder Leer-Tonband-Kassette eine Gebühr für die GEMA aufgeschlagen.

Als Speichermedium kam dann die CD und mit ihr die digitale Musik. Die Lieder, als wav-Datei gespeichert, konnte man mit dem Computer in das viel kompaktere Format mp3 umwandeln und mit den geeigneten Programmen auch auf dem Handy abspielen. Und wenn man sie schon mal als Datei hatte, konnte man sie natürlich auch anderen zur Verfügung stellen. Tadaa ! Napster war geboren, die erste große File-Sharing-Plattform für Musik.

Ach, das waren Zeiten für digitale Jäger und Sammler. Leider dauerte der Spass nicht lange, da die Rechteverwerter und Musik-Konzerne zu große Verluste verzeichneten. Mit prominenten Künstlern wie Metallica starteten sie ihre Kampagne gegen Filesharing. Dabei waren sie so sehr mit der Verfolgung der bösen Jungs beschäftigt, dass sie nicht merkten, wie sehr sie schon am Markt und den Bedürfnissen der Konsumenten vorbei-produzierten.

Wer möchte schon Musik in Form von Silberscheiben stapelweise herumschleppen ? Mit dem aufkommenden Kopierschutz konnte man sich nicht mal mehr eigene Samples zusammenstellen. Crazy ! Natürlich ließ sich das nicht lange aufrechterhalten. Schließlich gab es Online-Dienste, wo man legal Musik in digitaler Form einer mp3-Datei erwerben konnte. Allerdings kam mit der Digitalisierung bei den Produzenten die glorreiche Idee auf, dass die Kopie dieser Musik gar nicht als Eigentum zu erwerben ist - man kann sie nur leasen! Aber klar, was man nicht besitzt, kann man auch nicht verkaufen oder verschenken.

Wie auch immer, jedenfalls wurden auch die SD-Karten-Speicher immer größer und man konnte schon ganze Albensammlungen auf dem Handy hören. Generell wurden sie Smartphones auch in diese Richtung immer smarter und boten gute Programme zum verwalten der Sammlungen und Playlists an. Zum Glück wurde auch das Internet immer schneller und die Datentarife günstiger - so konnte man sich die eine oder andere 'Rarität' von einem Freund besorgen ;-).

Explosion der Bilder


Mein Vater war begeisterter Hobby-Photograph und so begann auch ich mich für die analoge Bildtechnik von damals zu interessieren. Aber die Kameras waren teuer, das Material (Filmrollen) ebenfalls und die Entwicklung im Fotolabor dauerte ca. eine Woche. Also gab es 5 Tage lang kein Feedback über die geschossenen Bilder. Trotz dieser - schon damals als heftig empfundenen Einschränkungen - legte ich mir eine Praktika - natürlich noch analog - zu.

Wild entschlossen experimentierte ich mit verschiedenen Filmen: schwarz-weiss und in Farbe mit Kodachrome, Fujicolor und wie sie alle hießen. Auch verschiedene ISO-Eigenschaften konnte man sich aussuchen - die Lichtempfindlichkeit war also mit der eingelegten Filmrolle vorgegeben. Ich machte Notizen, welches Foto mit welchen Parametern (Blende, Brennweite und Belichtungszeit) geschossen wurde. Summa summarum war es ziemlich nervig und brachte bei mir wenig Lerneffekt. Als dann auch noch die Kamera kaputt ging, war Schluss mit meinem Enthusiasmus.

Die ersten Digitalkameras lernte ich mit den Smartphones kennen. Die Kamera im Sony P800 war ja mit 0.3 Megapixel noch kaum zu gebrauchen, aber ließ erahnen, was möglich war, wenn die Technik sich verbessern würde. Vorallem der Sofortbild-Effekt - also sehen, was man zuvor aufgenommen hatte - war sehr verführerisch.

Jedenfalls konnte ich dann der Fuji FinePix A210 Zoom mit 3,2 Megapixel (MP) nicht mehr widerstehen und kaufte sie zu einem halbwegs vertretbaren Preis. Digitale Aparate anderer Hersteller waren zu der Zeit meist nur etwas für professionelle Fotographen oder betuchte Hobbyisten. Ich habe sie übrigens immer noch und sie funktioniert, da sie keinen Akku besitzt, sondern mit Batterien gefüttert wird.

Im Vergleich zu heutigen Modellen mit 40 MP oder mehr erscheint sie mikrig, aber man konnte die eigenen Emails, Dokumente oder Präsentationen mit eigenen Bildern sehr einfach 'behübschen'. Viel wichtiger war aber für ich die nunmehr verkürzte Feedback-Schleife zwischen Auslöser betätigen und Ergebnis betrachten. So machte das Experimetieren mit Blende, Brennweite und Belichtungszeit Freude und das Gelernte blieb auch hängen.

Hatte man sich in der analogen Fotowelt mit den Einstellungen vertan oder aber die Aufnahme verwackelt, dann war damit ein Stück Film entwertet, dessen Entwicklung man dennoch bezahlen musste. Digital-Fotos wurden gespeichert und konnten gelöscht werden, wenn sie nicht gefielen. Das war ein für mich sehr wesentlicher Vorteil, für den ich die noch nicht an analoge Fotos heranreichende Qualität gerne in Kauf nahm.

Teil der Qualitätseinbuße waren die Farbdrucker der damaligen Zeit, die das ihrige dazu beitrugen, dass ein nicht gerade hochauflösendes Bild dann auch noch verwässert beim Drucker rauskam. Eine Lösung dafür bot sich an, als die Fotoausarbeitung im Geschäft ebenfalls digital wurde. Damit waren meine Fotos wieder im gewohnter Größe und Ausarbeitung verfügbar und konnten zu den analogen ins Fotoalbum eingeklebt werden.

Gab es zur Zeit meines Vaters für Freunde und Verwandte noch Dia-Shows seiner 'Meisterwerke' mit Projektor und Stativ-Leinwand im abgedunkelten Wohnzimmer, wurden meine Fotos am Fernseher mittels Kabel zum Fotoaparat 'gestreamed'. Vorbereitungszeit und Aufwand somit gleich null - vielleicht zum Leidwesen meiner Freunde und Verwandten ;-)

Mit der Zeit produzierte ich jede Menge digitale Fotos, zuerst mit der Fuji, dann mit besseren Aparaten anderer Hersteller. Mit der Qualität der Auflösung stieg auch die Dateigröße der Bilder. Der Gedanke, die besten auszudrucken und alle in Fotoalben zu archivieren, war zwar nett, wurde aber ob des Aufwands und der Menge bald verworfen.

Die Zahl der Bilder stieg mit den Anlässen und die Festplatten am PC waren schon bald am Übergehen. Also mussten externe Medien her, worauf die Fotos ausgelagert werden konnten. Die damaligen Zip-Drives waren zu klein. Was war sicher und haltbar ? Die 'digital versatile disc' (DVD) natürlich ! Also verbrachte ich Stunden um meine Medien - es waren zu den Bildern auch Songs und Filme hinzugekommen - auf DVD-Rohlinge zu brennen.

Das Brennen auf Silberscheiben - egal ob CD oder DVD - war eine Wissenschaft für sich. Ich sage nur R+ und R- ;-)
Wie auch immer, der Aufwand war es ja wert, denn die gebrannten Daten waren gesichert. Oder so. Ein paar Jahre später musste ich festsellen, dass viele der Rohlinge kaum mehr lesbar waren. Ich hatte sie weder in der Sonne liegen gelassen noch neben dem Backofen gelagert - sie waren einfach 'gealtert'.

Zum Glück hatte ich schon immer externe Festplatten, die ich als Backup-Medium für das Beriebssystems des PCs und auch zum Auslagern der Medien-Dateien nutzte. Also ging zum Glück nicht viel verloren - aber Zeit und Geld waren als Lehrgeld in Sachen Langzeitarchivierung jedenfalls weg.

Es kam ein System von Sicherungsvorgängen zum Einsatz, das den Verlust der festgehaltenen Erinnerungen verhindern sollte:
Ich mache seitdem immer ein komplettes Backup des PC-Speichers als Image und speichere die relevanten Dateien zusätzlich auf zwei anderen externen Laufwerken mit mechanischen Festplatten. Mechanisch deswegen, weil die modernen 'solid state drives' (SSD) plötzlich und unerwartet den Geist aufgeben können - ohne jede Möglichkeit zur Datenrettung. Mechanische Festplatten hingegen beginnen meist hörbar zu altern und bieten damit Gelegeheit genug deren Ihnhalt auf ein neueres Modell umzuziehen.  

All Together Now


Mittlerweile sind all die oben geschilderten digitalen Geräte samt deren Eigenschaften zu den heutigen Smartphones oder Tablets verschmolzen. Sie vereinen Rechenpower mit Speicherkapazität, schießen hochauflösende Bilder und können Musik und Filme in Dolby Atmos wiedergeben. Verbindet man sie mit einem Bildschirm und einer Tastatur mutieren sie zu einem PC im Pocketformat. Sie funken drahtlos über das Telefonnetz oder über das 'wireless local area network' (WLAN) mit Geschwindigkeiten, die vor Jahren noch illusorisch schienen.

Mit einem heutigen Smartphone hat man sozusagen die digitale Welt in der Hand. Dementsprechend oft wird es verwendet und ist für manche unentbehrlich geworden. So mobil die Personen geworden sind, die Handys benutzen, so zentral werden die Programme und digitalen Services vorgehalten:
War es noch vor ein paar Jahren usus, dass man ein Programm mit einer 'lebenslangen' Lizenz und einer lokal installierbaren Version erwarb, so ist heute Cloud und Miete angesagt. Hat man Zugang zur Cloud, dann sind auch alle Programme beinahe überall zugänglich. Sollte die Verbindung für längere Zeit ausfallen, werden viele 'Apps' (Applikationen) unbrauchbar. Für mich ist da ein Hauch der alten Großrechner und ihrer Geschäftsmodelle spürbar ;-)

So gesehen hat einem mittlerweile auch die digitale Welt in der Hand. Eine Entwicklung, die scheinbar schleichend von der unendlichen Freiheit der digitalen Möglichkeiten immer mehr zur gelenkten und betreuten Konsumenten-Steuerung mutiert ist. Viele mögen es nicht mehr anders kennen - ich schon :-P